Teil 7 – Hallo 2019

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TEIL 7 – Hallo 2019!

Nach einem verregneten Weihnachtsfest erwartete uns 2019 mit besten Aussichten: Kein Wölkchen am Himmel so weit der Wetterbericht reichte und dazu sommerliche Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad. Wir freuten uns sehr und beschlossen auf Anraten eines neuseeländischen Busfahrers, den wir im „Tongariro-Nationalpark“ kennengelernt hatten, den „Pacific Coast Highway“ entlang zu fahren. Ein nicht ganz so von Touristen überlaufener Teil der Nordinsel mit beeindruckenden Steilküsten und schönen Stränden. Klingt gut, dachten wir, und folgten dem Ratschlag des netten Kiwi. Er musste es ja wissen, denn schließlich war es sein Job, Touristen zu den schönsten Orten der Insel zu bringen.

Die erste Nacht verbrachten wir auf einem kostenlosen Parkplatz direkt am Strand. Schon bei Ankunft gegen frühen Abend – es war also noch taghell – musste Julia sehr dringend Pipi. Leider waren keine Toiletten in Sicht und die Toilette, die jeder Self-Contained Campervan (so also auch unserer) an Bord haben muss, dient nicht der Benutzung sondern nur der Einhaltung der Vorschriften. Nigelnagelneu und tief vergraben in einer Kiste unter dem Bett lag das Bordklo seit dem Umbau von Bruce zum Campervan und das sollte sich auch nicht ändern. Also was tun? Es blieb Julia wohl keine andere Wahl als sich ein einsames Plätzchen in den Dünen zu suchen, was sie dann auch tat. Einsam? Naja, nicht ganz, denn sobald sie sich hingehockt hatte, kam das nette neuseeländische Pärchen von nebenan vorbei, mit dem wir kurz zuvor noch ein Pläuschchen gehalten hatten. Es folgte ein abschätziger Blick von den beiden, den wir erst am späten Abend richtig verstanden, als wir ungefähr 100 Meter von unserem Parkplatz entfernt die Toilettenhäuschen entdeckten. Peinlich! Zum Glück waren die beiden schon weg, als wir am nächsten Morgen aufstanden.

Durch spektakuläre Kulisse ging es also weiter zu dem Ort, an dem wir Silvester verbringen wollten. Wie so oft hatten wir auch diesen Platz von Einheimischen empfohlen bekommen. Der Campingplatz bestand eigentlich nur aus einer riesengroßen Wiese in einer kleinen Bucht mit einem Steinstrand. Jeder konnte seine Zelte aufschlagen wo er wollte und uns erinnerte der Ort sehr an ein Festivalgelände. Wahrscheinlich vor allem wegen der ausgelassenen Stimmung bei den fast ausschließlich neuseeländischen Touristen, die für die Tage zwischen den Jahren hierher gekommen waren. Wir schlugen unser Lager neben einer netten Gruppe Mädels auf und nahmen uns vor hier ein paar Tage zu bleiben. Dieses Jahr war für uns ein ganz besonderes gewesen, sodass wir es gebührend feiern wollten. Ein leckeres Dinner und dann zum Lagerfeuer am Strand, wo es um Mitternacht auch ein kleines Feuerwerk geben sollte – so stellten wir uns das vor. Eine echte Herausforderung, denn bisher waren wir fast immer mit Heinke ins Bett gegangen und selten auch nur bis 23 Uhr wach geblieben. Und so kam es dann wie es kommen musste: Die komplette Familie Niemann verschlief den Jahreswechsel. Nach dem Essen – es war 21 Uhr – brachten wir gemeinsam Heinke ins Bett und da war es dann so gemütlich, dass wir beschlossen, es sei völlig adäquat für eine frischgebackene Familie sich erst am nächsten Morgen ein frohes neues Jahr zu wünschen.

So uncool unser Silvesterabend auch gewesen war, zahlte sich das frühe Zubettgehen am nächsten Morgen aus: Im Gegensatz zu den meisten anderen Campern waren wir nämlich ersten Tag des neuen Jahres schon morgens

frisch und munter und begrüßten 2019 mit einem Bad im Meer. Auch Heinke kam mit und der kleine harte Brocken verzog beim Planschen im ziemlich kalten Wasser kaum eine Miene. Voller Tatendrang fuhren wir danach weiter und machten am East-Cape, dem östlichsten Teil Neuseelands einen Zwischenstopp. Dort, wo die Sonne weltweit morgens als erstes zu sehen ist, gibt es einen kleinen Berg mit einem Leuchtturm, auf den wir nun hinauf kletterten – ein ganz besonderer wenn auch etwas anstrengender Neujahrsspaziergang mit beeindruckendem Ausblick.

Und auch die folgende Nacht wurde eine der spektakulärsten unserer Reise. Wir fanden ein Fleckchen direkt am Meer – ohne Nachbarn, ohne Zivilisation, mitten in der Natur. Genau das, was wir uns eigentlich für unseren Neuseeland-Urlaub vorgestellt hatten, was in der Realität aber sehr schwer zu finden ist. An den meisten Fleckchen dieser Art stößt man schnell auf ein „Campen verboten“-Schild und diese Schilder sollte man ernst nehmen, denn bei Missachtung drohen hohe Geldstrafen. Den Kompromiss zwischen Wild-Campen und richtigen Campingplätzen bilden in Neuseeland die „DOC-Campingspots“, die umsonst oder sehr günstig sind und dafür nur eine Toilette oder maximal ein Spülbecken zum Abwaschen von Geschirr bieten. Diese nutzten wir während unserer Reise am meisten und staunten immer wieder über die Sauberkeit der Sanitäranlagen. Selbst Dixie-Klos und Toiletten auf den hinterletzten Rastplätzen sind in Neuseeland stets blitzsauber. Keine Ahnung wie die Kiwis das schaffen, aber in puncto Umgang mit öffentlichen Toiletten könnten sich die Deutschen mal eine Scheibe abschneiden. Auch insgesamt ist es sehr beeindruckend und schön zu sehen wie wenig die neuseeländische Natur unter dem Massentourismus leidet. Irgendwie schafft es jeder, seinen Müll wieder mitzunehmen und wertschätzend mit der Natur umzugehen. Besonders nach unserem Thailand-Urlaub fiel uns das positiv auf. Selbst die größten Touristenhighlights wirken in Neuseeland irgendwie unberührt. Dass das Land jedoch bei weitem nicht so „grün“ und fortschrittlich ist wie man immer denkt, ging uns erst im Verlauf der Reise auf. Doch dazu ein anderes Mal mehr..

Nun erstmal zurück zum „Pacific Coast Highway“: Weiter ging es in den Surfer-Hotspot Gisborne, wo wir erneut eine Nacht auf einem Parkplatz direkt am Strand verbrachten. Von dort aus fuhren wir über Serpentinen und schier endlose Schotterstraßen in den „Te-Urewera-Nationalpark“, um dort ein paar Tage unserem neuen Hobby, dem Wandern, nachzugehen. Dann zurück in die Zivilisation, nach Napier – eine sehr schöne kleine Art-Deco-Stadt, ganz im Stil der 20er Jahre. Wir erkundeten die Stadt mit Heinke im Wanderrucksack, der die Aussicht von oben liebte und weiterhin mit jedem freundlichen Menschen flirtete, der uns entgegen kam. Zwischendurch legte er hin und wieder ein kleines Nickerchen ein, dann wurde fröhlich weiter erzählt und gekreischt. Als Highlight des Tages durfte der kleine Mensch dann auch mal unser Eis probieren, was ihn in helle Aufregung versetzte, immer an seinen fuchteligen Armbewegungen zu erkennen. In einem stylischen Restaurant gönnten wir uns abends ein Drei-Gänge-Menü mit bestem Weißwein der Gegend und genossen so mal wieder das urbane Leben. Diese kleinen Stadtausflüge waren immer eine nette Abwechslung, aber schon nach einem Tag zog es uns meist zurück in die Natur. Und die sollte bald noch viel beeindruckender werden. Es ging nämlich mit großen Schritten in Richtung Südinsel. Doch dazu mehr im nächsten Kapitel..

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